Ich bin ICH

Text des amerikanischen Mystikers Joel S. Goldsmith

The mystical I

Ich bin ICH

Wir müssen ihn als vollkommen unpersönlich erkennen, damit wir begreifen, dass Er Sein ist.

Gott ist das Sein unserer Katzen und Hunde; Er ist das Sein unserer Ernten, denn Er ist Leben, und es gibt nur ein einziges Leben. Es gibt nicht ein menschliches Leben, ein animalisches und vegetabiles; es gibt nur ein Leben auf verschiedenen Bewusstseinsebenen.

Wenn wir Gott unpersönlich auffassen und erkennen,dass Er das Sein Jesu Christi ist und dass dieser davon zeugte, damit wir wussten, dass Gott nicht allein sein Vater war, sondern unser aller Vater, dann sind unsere Gebete keine mentale Aktivität.

Wir versuchten Gott zu erreichen, um Ihn umzustimmen, Ihn in unsere Richtung zu lenken, wahrend es doch notwendig ist, dass unser Bewusstsein zur Ruhe kommt in der Gewissheit des IST: Gott ist; ich bin; ich und der Vater sind eins.

Daher dürfen wir uns nicht mental anstrengen, um zu Gott zu gelangen, denn wir sind bereits eins mit dem Vater.

Wir dürfen uns sicherlich nicht mit unserem menschlichen Bewusstsein bemühen, Gott in irgendjemandes Richtung zu lenken.

War das nicht die Sünde der Religion in all unseren Kriegen? Wurden die Priester nicht dazu ermuntert, für den Sieg ihres Volkes zu bitten? Was war das anderes, als Gott in eine Richtung lenken zu wollen? War das nicht der Versuch, Gott auf die eigene Seite zu ziehen und zwar ausschließlich auf die eigene Seite?

Wenn wir aber Kinder Gottes sein wollen, müssen wir für unsere Feinde beten. Das heißt nicht, dass wir für unsere Feinde beten müssen, damit wir selbst vernichtet werden
- nicht dass es etwas ausmachen würde, wenn wir das täten-, sondern wir müssen darum beten, dass unsere Feinde von der "fleischlichen Gesinnung" frei werden, genauso wie wir das für unsere Freunde wünschen.

Wenn wir uns jedoch als Gottes spezielle Lieblinge vorkommen und die anderen als "fleischlich gesinnt" ansehen, haben wir uns wieder in Knechtschaft begeben.

Für unsere Feinde beten heißt, die Wahrheit hinsichtlich unserer Feinde erkennen und wissen, dass wenn sich der "Geist des Fleisches" bei ihnen zeigt, dieser keine Macht besitzt und dass ihr wahres Wesen genauso Gott ist, wie unser wahres Wesen Gott ist.

Wenn wir Gott als völlig unpersönlich erkennen können, wird uns die Bedeutung der AIIgegenwart klar.

Wir halten das Gefühl des Getrenntseins von Gott aufrecht, sogar wahrend wir behaupten, Gott sei Allgegenwart.

Aber wo bin ich in dieser AIIgegenwart? Wenn Gott Allgegenwart ist, dann muss ich jene Gegenwart sein; wenn ich aber einen Gott haben will und mich dazu, dann sehe ich Gott nicht als unpersönlich an; ich halte das Gefühl der Trennung aufrecht. Ich habe Gott als Allgegenwart nur dann, wenn ich selbst Allgegenwart bin.

"Ich stehe vor der Tür und klopfe an." Gewinnt dieser Satz im Licht des zuvor Gesagten nicht schon mehr Bedeutung für uns? "Ich stehe vor der Tür und klopfe an." Jetzt verstehen wir doch, dass da nicht ein Mann gemeint ist, der vor zweitausend Jahren lebte, und auch kein Mensch unserer Tage!

 

Wir wissen nun wohl, dass es nichts anderes bedeutet, als was die Worte sagen, dass nämlich Ich an die Tür klopft und Einlass begehrt, damit wir die Tür unseres Bewusstseins auf tun und Es einlassen.

Vater, ich danke Dir. Ich in meinem Innern ist Gott.

Nun weiß ich, warum der Psalmist sagt: "Seid still und erkennt, dass ich Gott bin." Ich! Freilich, dieses Ich hat schon immer an die Tür meines Bewusstseins geklopft, jedes Mal, wenn ich im Neuen Testament gelesen habe:

"Ich bin bei euch alle Tage ... Ich bin's; fürchtet euch nicht... Ich will dich nicht verlassen. "Ich klopft an die Tür meines Bewusstseins jedes Mal, wenn ich mich der Lehre Jesu zuwende.

Ich bete jetzt darum, dass sich diese Tür öffnen möge, damit ich jenes Ich einlassen und begreifen kann, was der Meister meinte. Ich ist Gott; Gott ist Ich, unendliches, göttliches, allumfassendes Sein, mein Bewusstsein und deines, dein Vater und meiner.

Ich ist das schöpferische Prinzip unseres Weltalls und dieses Ich hat schon seit Jahrhunderten an die Tür unseres Bewusstseins geklopft und um Einlass gebeten; wir aber haben Es zurückgewiesen, als wir Es in das Heilige Land von vor zweitausend Jahren lokalisierten.

Der Weg zur Verwirklichung zeigt, dass eben dieses Ich das erleuchtete Bewusstsein ist, das Gott-Bewusstsein, das wir suchen. Ich ist, jene Erleuchtung, jene Einweihung und Aufklärung. Das Ich unseres Seins ist tatsachlich die Nahrung, Kleidung, Unterkunft, das Glück, der Friede und die Sicherheit, die wir suchen. Dieses Ich hat immer an die Tür geklopft und in unser Bewusstsein eingehen wollen.

Unser ganzes Leben hängt davon ab, dass wir das Wesen Gottes erkennen. Ehe wir Ihn nicht recht erkannt haben, brauchen wir uns nicht zu täuschen, dass wir die Unsterblichkeit erlangt hätten; denn Unsterblichkeit kann nur in dem Maß erworben werden, in dem Gott erkannt wird. Wir werden Ihn niemals wahrhaft erkennen, wenn wir Ihn nicht als Ich erkennen:

Ich, das Bewusstsein Gottes in dir;
Ich, die stille, sanfte Stimme im Innern.
Das Reich Gottes ist in uns, und Gott ist in Seinem Reich. Gott enthält Sein eigenes Reich in sich.

Entweder rufen diese Worte ein Gefühl des freudigen Bejahens hervor, ein Gefühl: "Ja, das habe ich immer gewusst, so muss es sein!" oder die Tür des Bewusstseins hat sich noch nicht geöffnet, um Ich einzulassen, und der "Schleier" liegt noch darüber. Dann wird es nötig sein, in diesem Wort zu weilen und dieses Wort in uns wohnen zu lassen, bis sich das Bewusstsein öffnet und wir das Ich einlassen, das vor der Tür steht und anklopft.

Was vor der Tür steht und anklopft, ist Ich.

"Ich stehe vor der Tür" - nicht eine Person, sondern Ich, nicht irgendjemand, sondern nur Ich, genau das Ich, welches der "Weg, die Wahrheit und das Leben" ist, das Brot, die Speise, der Wein und das Wasser.